KI-Beiratsmitglieder in der Gruppe © VALENTIN BRAUNEIS  - BKA

KI-Beirat – Beitrag zum KI-Monitor 2025

Nutzung, Chancen und Herausforderungen von KI in Österreich

Der KI-Beirat ist ein wesentliches Gremium des österreichischen KI-Ökosystems. Mit dem Beitrag des KI-Beirats zum KI Monitor werden Nutzung, Chancen und Herausforderungen mit einem Rückblick auf 2024 und einem Ausblick auf 2025 beleuchtet.

1. Nutzung

Auf Basis der Erfahrungen des letzten Jahres wurde eine Priorisierung der Entwicklungen vorgenommen, wer KI-Systeme / KI-Modelle entwickelt und nutzt, und wie diese eingesetzt werden.

Als besonders bedeutende Ereignisse die sich 2024 im österreichischen KI-Ökosystem ereignet haben, hebt der Beirat für künstliche Intelligenz zwei Initiativen hervor:

Zum einen wurde der „Cluster of Excellence Bilateral AI“ (BILAI - https://www.bilateral-ai.net/) genehmigt und startete Ende 2024. Die wichtigsten Akteure der symbolischen und sub-symbolischen AI-Community in Österreich arbeiten in diesem Projekt zusammen, um diese zwei der wichtigsten Arten von Künstlicher Intelligenz zu kombinieren. Während symbolische KI mit klar definierten logischen Regeln arbeitet, basiert sub-symbolische KI (wie z.B. ChatGPT) auf dem Training eines Systems mit großen Datensätze, um intelligentes Verhalten zu erzeugen. Die Integration dieser beiden Ansätze zielt darauf ab, KI auf die nächste, leistungsfähigere Stufe zu heben, und in Richtung „Broad AI“ weiterzuentwickeln.

Zum anderen wurde 2024 mit dem Aufbau der MUSICA Infrastruktur begonnen, die mit vernetzten High-Performance-Computing (HPC) Systemen in Innsbruck, Linz und Wien ein Meilenstein für die österreichische Forschungslandschaft, insbesondere im KI- und Quanten-Bereich ist. Der neue MUSICA HPC-Cluster wird mit 40 Petaflops deutlich mehr Rechenleistung zur Verfügung stellen, als die bisher schnellsten Supercomputer in Österreich VSC-4 und VSC-5, die in Summe 5.01 Petaflops erbringen. Die MUSICA Infrastruktur eignet sich deshalb besonders für datenintensive Berechnungen, wie das Trainieren von KI-Modellen, das Anwenden von KI-Modellen auf Forschungsfragen aus Naturwissenschaft und Technik sowie das Analysieren großer Datenmengen.

Als wichtigen Faktor, der die Nutzung und Entwicklung von KI in Österreich vorantreibt sieht der Beirat für Künstliche Intelligenz  die nationalen und internationalen (EU) Förderprogramme. So haben beispielsweise FFG und aws spezielle Förderprogramme für künstliche Intelligenz, wie AI4Green oder die Förderreihen AI Adoption und AI Wissen, die die Umsetzung von AI-Modellen und Forschungsprojekten wesentlich unterstützt haben.

Wichtige Entwicklungen, die der Beirat für 2025 in Bezug auf Nutzung von KI in Österreich sieht, wäre einerseits die schrittweise Umsetzung des europäischen AI Acts. Hier könnte Österreich eine Vorreiterrolle bei der Zertifizierung sowie bei Governance-Standards einnehmen. Einen weiteren wichtigen Faktor sieht der KI-Beirat in der Möglichkeit eine AI-Factory nach Österreich zu holen. Sollte dies gelingen würde der KMU-Sektor überproportional von den dort zur Verfügung stehenden Services profitieren.

2. Chancen

Auf Basis der Erfahrungen des letzten Jahres wurde eine Priorisierung der Entwicklungen vorgenommen, welche Chancen im Zusammenhang mit KI-Systemen / KI-Modellen sich eröffnen, wer von diesen profitiert und wie diese bestmöglich genutzt werden können.

Im Laufe des vergangenen Jahres kam es nach Einschätzung des KI-Beirats zu bedeutenden Entwicklungen welche neue Chancen für den österreichischen Standort im Bereich KI eröffnen.

Mit der Gründung des Forschungsinstituts Aithyra wird Österreich im Bereich KI und biomedizinische Forschung seine weltweite Spitzenposition in diesem Bereich stark ausbauen. Das Exzellenz-Institut wird in einem neuen Gebäude am Vienna BioCenter Campus mit modernster Laborausstattung einziehen. Das neue Institut kann somit auch die Synergien zu anderen Forschungsinstituten und Unternehmen am Standort nutzen. Das von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der gemeinnützigen Boehringer Ingelheim Stiftung gegründete Institut wird von dem renommierten Informatiker Michael Bronstein (Professor an der Universität Oxford) geleitet.

Der bereits erwähnte Exzellenzcluster BILAI wird zudem die Forschung am Bereich der Kombination von symbolischer (Wissensrepräsentation und Schlussfolgerung) und subsymbolischer KI (Machine Learning) in den nächsten Jahren maßgeblich vorantreiben. BILAI wird auch Teil des pan-europäischen ELLIS Netzwerkes (European Laboratory for Learning and Intelligent Systems) und damit auch mit weiteren Forschungsclustern kooperieren.

Insbesondere die Nutzung von kleinen und spezifischeren KI-Modellen, beispielweise Edge AI, stellen eine konkrete Chance für österreichische KMUs dar. Durch Edge AI wird auch die digitale Souveränität der Unternehmen in Europa gesichert, da Daten direkt auf den Geräten durch die KI verarbeitet werden und nicht in der Cloud.

3. Herausforderungen

Auf Basis der Erfahrungen des letzten Jahres wurde eine Priorisierung der Entwicklungen vorgenommen, welche Herausforderungen im Zusammenhang mit KI-Systemen / KI-Modellen sich eröffnen, wen diese betreffen und welche Maßnahmen hier gegensteuern könnten.

Als neue Entwicklung, die eine Herausforderung für das österreichische KI-Ökosystem darstellt, sieht der Beirat für Künstliche Intelligenz den Trend zu immer größeren Modellen und multimodalem Training bei Machine Learning Methoden bzw. Large Language Models (LLMs). Dies vergrößert den Abstand zu den führenden Nationen im Bereich Foundation Models. Der begrenzte Zugang zu Rechenleistung bzw. GPU-Ressourcen wird ebenfalls als großes Hindernis für die Entwicklung „realisierbarer“ Modelle gesehen.

Ebenso betont der KI-Beirat die durch generative AI entstehenden gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, welche insbesondere die Zukunft der Bildung und der Wissensarbeit sowie den unabhängigen, freien Medien- und Informationssektor als wesentliche Säule demokratischer Gesellschaften betreffen.

Als weiterhin bestehende Herausforderung, die es zu adressieren gilt, sieht der Beirat die hohe Geschwindigkeit, der weltweiten AI-Entwicklung, welche sich 2024 nochmals deutlich beschleunigt hat. Österreich sei hier zu langsam. Außerdem fehle ein klarer Fokus bzw. Spezialisierung, da Österreich nicht in sämtlichen Bereichen mithalten können wird. Hier bedarf es einer zielorientierten strategischen Gesamtausrichtung sowie Zusammenwirken aller Kräfte. Des Weiteren zeigt sich im Bereich AI- und Medienbildung ein Aufholbedarf, der mit fortschreitend dynamischer Entwicklung im AI-Umfeld zunehmend kritisch wird.

Unabhängig vom aktuellen Stand der Technologie erachtet es der KI-Beirat als wichtig, die folgenden Parameter während der nächsten Jahre laufend zu beobachten, um auf die damit zusammenhängenden Herausforderungen und Auswirkungen reagieren zu können:

  • Fachkräftemangel: Der Mangel an AI-Expertinnen und Experten in allen Bereichen könnte die Entwicklung und den Einsatz von AI in Österreich erheblich bremsen.
  • Regulierung: Eine langsame Umsetzung des AI Acts und Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie das Fehlen klarer Leitlinien könnten Innovationen hemmen und zu Rechtsunsicherheit führen.
  • KMU-Digitalisierung: Die große Zahl an KMU in Österreich soll für die Nutzung von KI gewonnen und befähigt werden, da dies ansonsten die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts gefährden könnte.
  • Datenschutz: Klarstellungen zur rechtlichen Synchronisierung von Datenschutz und AI sind zentral. Die datenschutzkonforme Entwicklung von KI-Anwendungen kann einen komparativen Qualitäts- und damit Wettbewerbsvorteil darstellen und folglich auch höhere Akzeptanz bringen. Ein Ausbleiben der notwendigen rechtlichen Leitlinien zur datenschutzkonformen Gestaltung von KI kann Innovation durch Rechtsunsicherheit behindern.
  • KI- und Medienbildung: Die Außerachtlassung von breitflächiger KI- und Medienbildung für Bürgerinnen und Bürger kann in der Bevölkerung zu Ablehnung und Misstrauen gegenüber dem AI-Einsatz führen. Auch in Organisationen kann ein Mangel an Kompetenz zur Nichtanwendung von KI führen und so zu einem großen Wettbewerbsnachteil führen.