Digitalisierung als Priorität im EU-Haushalt 2028–2034

Digitale Bildung und technologische Souveränität stehen im Zentrum des geplanten EU-Haushalts von knapp zwei Billionen Euro ab 2028.

Neuer Finanzrahmen für ein widerstandsfähiges Europa

Im Juli präsentierte die Europäische Kommission ihren Vorschlag für den nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) - (auf Englisch: Multiannual Financial Framework MFF) - der EU für den Zeitraum 2028 bis 2034. Das geplante Gesamtvolumen beläuft sich auf knapp zwei Billionen Euro – ein erheblicher Anstieg gegenüber dem derzeitigen Rahmen (2021–2027), der rund 1,2 Billionen Euro umfasst. Ziel ist es, Europas Unabhängigkeit, Wohlstand und Krisenfestigkeit langfristig zu sichern.

Der MFR als strategisches Planungsinstrument

Der MFR bildet den langfristigen Ausgabenrahmen der Europäischen Union und ergänzt die nationalen Haushalte dort, wo eine europäische Finanzierung effizienter ist. Er definiert die finanziellen Obergrenzen und politischen Prioritäten für mehrere Jahre und dient als Grundlage für die jährlichen EU-Haushaltspläne.

Im neuen Entwurf definiert die Kommission vier zentrale Handlungsfelder – eines davon ist die digitale Führungsstärke. Für diesen Bereich sind 51,5 Milliarden Euro vorgesehen, was dem Fünffachen der bisherigen Mittel für Programme wie „Digital Europe“ und die „Connecting Europe Facility“ entspricht.

Digitale Fähigkeiten als strategischer Faktor

Digitale Kompetenzen werden künftig nicht mehr als optionales Zukunftsthema betrachtet, sondern als essenzielle Voraussetzung für Europas Souveränität, Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit. Der MFR unterstreicht die Notwendigkeit dauerhafter Investitionen in digitale Kompetenzen – nicht nur als Innovationsmotor, sondern als strategische Infrastruktur.

Gleichzeitig erkennt die Kommission an, dass Europas wirtschaftliche Rahmenbedingungen gezielt verbessert werden müssen, um Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere, sowie Arbeitskräfte zu stärken. Der Zugang zu Hochtechnologien wie Künstlicher Intelligenz oder Quantencomputing und der Ausbau sicherer digitaler Infrastrukturen spielen dabei eine Schlüsselrolle.

EU-Wettbewerbsfonds: Innovation und Wachstum fördern

Ein zentrales Instrument im neuen MFR ist der geplante EU-Wettbewerbsfonds mit einem Volumen von 409 Milliarden Euro – einschließlich Horizon Europe. Der Fonds soll Forschung, Entwicklung und unternehmerische Skalierung gezielt unterstützen und ist eng mit dem sogenannten Wettbewerbs-Kompass der EU verknüpft.

Die Förderung erfolgt entlang von vier Themenachsen:

  • grüne Transformation und Dekarbonisierung,

  • digitale Transformation,

  • Gesundheit, Biotechnologie, Landwirtschaft und Bioökonomie,

  • Verteidigung und Raumfahrt.

Der Fonds soll zudem grenzüberschreitende Projekte mit hohem europäischem Mehrwert ermöglichen und einen vereinfachten Zugang zu Fördermitteln bieten. Damit soll er als Katalysator für öffentliches und privates Kapital wirken und zur Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze beitragen.

Horizon Europe: Forschungshaushalt nahezu verdoppelt

Als ergänzendes Element wird das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe deutlich ausgebaut – von derzeit 95,5 Milliarden auf 175 Milliarden Euro. Das Programm bleibt ein eigenständiges Förderinstrument, wird jedoch stärker mit dem Wettbewerbsfonds verzahnt und durch gemeinsame Arbeitsprogramme und einheitliche Regelwerke effizienter gestaltet.

Horizon Europe wird künftig auf vier Pfeilern aufbauen:

  1. Exzellente Wissenschaft
  2. Wettbewerbsfähigkeit und Gesellschaft
  3. Innovation
  4. Europäischer Forschungsraum

Ein gestärkter Europäischer Forschungsrat (ERC) und ein ausgebauter Europäischer Innovationsrat (EIC) sollen bahnbrechende Wissenschaft und Start-ups gezielt unterstützen. Zusammen mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) werden hierdurch Bildungsinitiativen, Weiterbildungsprogramme und qualifizierte Beschäftigung in Schlüsselsektoren gefördert.

Bildungs- und Kulturförderung als Pfeiler des sozialen Zusammenhalts

Ein weiterer Schwerpunkt des Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) liegt auf dem Kompetenzaufbau in Bildung, Kunst und Kultur. Das Erasmus+ Programm wird um 50 % aufgestockt und bleibt damit das Herzstück der europäischen Bildungsstrategie. Es soll weiterhin Mobilität, Solidarität und Teilhabe fördern.

Zudem ist mit dem neuen Programm „AgoraEU“ eine Initiative geplant, die europäische Grundwerte wie Demokratie, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit stärkt. Gefördert werden dabei auch Medienfreiheit, kulturelle Vielfalt und zivilgesellschaftliches Engagement.

Nationale Partnerschaftspläne: Chancengleichheit und Inklusion stärken

Mit einem geplanten Gesamtvolumen von 865 Milliarden Euro wird auch die Umsetzung des Europäischen Sozialfonds Plus im Rahmen neuer nationaler und regionaler Partnerschaftspläne forciert. Diese sollen mindestens 14 % ihrer Mittel sozialen Zielen widmen – etwa der Förderung von Inklusion, Qualifizierung und der Stärkung des europäischen Sozialmodells.

Im Zusammenspiel mit Erasmus+ und Horizon Europe will die Kommission so Rahmenbedingungen schaffen, die alle Bürgerinnen und Bürger in die Lage versetzen, den digitalen und ökologischen Wandel aktiv mitzugestalten.

Dieser Beitrag beruht auf einem Artikel von Galina Misheva, der auf der Europäischen Plattform für Digitale Skills und Jobs am 22. Juli 2025 erstveröffentlicht wurde.