Studie: KI-Basiskompetenzen, KI-Fachkompetenzen und KI-Kompetenzen von Organisationen
Universität für Weiterbildung Krems
Zusammenfassung
Seit der Einführung von ChatGPT 2022 sind generative KI-Systeme nahezu universell zugänglich geworden, sodass die Bedienung von KI-Systemen nicht mehr ausschließlich KI-Experten vorbehalten bleibt, sondern die gesamte Bevölkerung als Nutzende in Frage kommt.
Die Digitale Kompetenzoffensive (DKO) der österreichischen Bundesregierung plant daher eine Leuchtturmmaßnahme zum Thema KI-Kompetenz.
In Anlehnung an die grundlegenden Ziele der DKO (Erhöhung der digitalen Basiskompetenz der Bevölkerung, Erhöhung des Anteils an IKT-Fachkräften und die Einführung eines nationalen Referenzrahmens) werden für diese Leuchtturmmaßnahme die folgenden Ziele formuliert:
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Erhöhung der KI-Kompetenz der Bevölkerung
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Erhöhung der Zahl der KI-Fachkräfte
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Integration des Themas KI in den (inter)nationalen Referenzrahmen
Die hier vorliegende Studie der Universität für Weiterbildung Krems (UWK) im Auftrag der DKO leistet Vorarbeiten für diese Leuchtturmmaßnahme.
Zu diesem Zweck analysiert sie zunächst zwei Politik-Stränge, die das Thema KI-Kompetenz beeinflussen, nämlich Politiken zur digitalen Kompetenz und Politiken zur künstlichen Intelligenz.
KI-Kompetenzen im Kontext von zwei Politik-Strängen:
Politiken zu digitalen Kompetenzen
- Basiskompetenz (DESI, DigComp, DKO)
- Fachkompetenz (DESI, DigComp, DKO)
Politiken zu künstlicher Intelligenz
- Definition für „vertrauenswürdige“ KI-Systeme (Ethik-Leitlinien, KI-Verordnung)
- Kompetenzanforderungen an Personen (KI-Verordnung)
- Verantwortung + Kompetenz von Organisationen (KI-Verordnung)
wirkt sich aus auf
KI-Basiskompetenz
KI-Fachkompetenz
KI-Kompetenz von Organisationen
Während Politiken zur digitalen Kompetenz vor allem Definitionen zur Unterscheidung (digitaler) Basiskompetenz und (digitaler) Fachkompetenz bereithalten, fällt auf, dass Politiken zur künstlichen Intelligenz einerseits um Definitionen für („vertrauenswürdige“) KI-Systeme bemühen, aber auch Kompetenzanforderungen formulieren, die Personen im Auftrag von Anbietern oder Betreibern von KI-Systemen betreffen.
Die neue KI-Verordnung der Europäischen Union definiert außerdem einige explizite Pflichten von Organisationen und adressiert das Lernen und damit implizit auch die Kompetenz von Organisationen.
Aus dieser Zusammenschau ergibt sich die weitere Struktur der vorliegenden Untersuchung, die sich mit KI-Basiskompetenz, KI-Fachkompetenz und der KI-Kompetenz von Organisationen beschäftigt.
KI-Basiskompetenz meint in diesem Zusammenhang grundlegende Kompetenzen (im Sinne von Allgemeinbildung), über die alle mündigen Bürgerinnen und Bürger und Beschäftigten für die Teilhabe in der Gesellschaft und der Arbeitswelt verfügen sollten.
KI-Fachkompetenz meint die spezialisierten Kompetenzen, über die KI-Fachkräfte im Rahmen ihrer jeweiligen fachlichen Spezialisierung (z.B. Machine Learning, Natural Language Processing (NLP), Computer Vision, Robotik etc.) verfügen.
Und die KI-Kompetenz von Organisationen bezieht sich auf solche Kompetenz, die nur kollektiven Akteuren, aber nicht Einzelpersonen zugerechnet werden kann (z.B. eine KI-affine Unternehmenskultur, oder die Anpassung von Arbeits- und Geschäftsprozessen für die innovative Nutzung von KI).
Die Studie widmet jeder dieser drei Kompetenzen ein eigenes Kapitel zur detaillierteren Untersuchung und Analyse relevanter Aspekte. Zusätzlich behandelt sie die Ergebnisse der Auftaktveranstaltung mit dem Titel „AI Literacy in Österreich: Standortbestimmung und Ausrichtung für eine digitale Zukunft“, die im Juli 2024 stattfand und bei der verschiedene Ministerien ihre einschlägigen Maßnahmen präsentierten sowie Expertinnen und Experten aus der Verwaltungspraxis ihre Überlegungen zu KI-Kompetenz diskutierten.
Handlungsoptionen zur Förderung von KI-Kompetenz in Österreich:
Wesentliche Erkenntnisse der Studie sind:
Die Studie schließt mit der Aufbereitung von Handlungsoptionen zu den drei genannten Kompetenzbereichen, die der untenstehenden Tabelle kurz aufgelistet, im Abschlusskapitel allerdings ausführlich erläutert werden.
KI-Basiskompetenz
• Von einer Vielzahl an unterschiedlichen KI-Systemen und Anwendungskontexten ausgehen, um KI-Basiskompetenz breit adressieren zu können
• Digitaler Kompetenzrahmen (DigComp): KI-bezogene Lernergebnisse als Ausdruck von „digitaler Kompetenz“ und von „KI-Kompetenz“ deuten (= doppelt zuordnen), Lernergebnisse für generative KI entwickeln
• Zielgruppen- und kontextspezifische Vermittlung von KI-Basiskompetenz fördern
• Ängste ernst nehmen, geschützte Räume bereitstellen, gemeinsames Lernen ermöglichen
KI-Fachkompetenz
• Bedarf an KI-Fachkompetenzen und KI-Fachkräften erheben
• Teilnahme am ARISA-Projekt prüfen, sektorübergreifende Allianz aufbauen
• Auswirkungen von KI am Arbeitsmarkt in Bezug auf Branche, Region, Geschlecht, Alter, etc. beobachten
KI-Kompetenz Organisationen
• Ausarbeitung „freiwilliger Verhaltenskodizes“ (lt. KI-Verordnung) durch Organisationen fördern
• „KI-Reallabor“ (lt. KI-Verordnung) und andere geschützte Testumgebungen einrichten
• KI-Anwendungen in öffentlichen Servicebereichen: partizipative Entwicklung erproben
Diese Studie wurde vom Bundeskanzleramt beauftragt und vom Department für Weiterbildungsforschung und Bildungstechnologien gemeinsam mit dem Department für E-Governance der Universität für Weiterbildung Krems durchgeführt.
Die in der Publikation geäußerten Ansichten liegen in der Verantwortung der Autorinnen und Autoren und geben nicht notwendigerweise die Meinung des Bundeskanzleramts oder der Universität für Weiterbildung Krems wieder.
Herausgegeben vom Department für Weiterbildungsforschung und Bildungstechnologien sowie vom Department für Hochschulforschung der Universität für Weiterbildung Krems.
© 2025 die Autorinnen und Autoren
Empfohlene Zitierweise:
Pfeffer, Thomas, Albrecht, Valerie, Oppl, Stefan, Nestawal, Stephanie, Stark, Martin, Viale Pereira, Gabriela (2025) KI-Basiskompetenzen, KI-Fachkompetenzen und KI-Kompetenzen von Organisationen. Studie im Auftrag des BKA. Schriftenreihe Weiterbildung und lebensbegleitendes Lernen, Krems (University of Krems Press).
ISBN: 978-3-903470-19-4