8.1. Digitale Kompetenzoffensive

Die Entwicklung und Sicherstellung digitaler Kompetenzen in den unterschiedlichen Kompetenzniveaus bzw. für unterschiedliche Anwendungs- und Einsatzbereiche ist eine wesentliche Kernaufgabe. Die Daten des aktuellen DESI-Index und vertiefende Untersuchungen in Österreich ("Digitale Fitness in Österreich", 2022) machen deutlich, dass Österreich bei digitalen Kompetenzen Handlungsbedarf hat: Laut DESI Index fehlt es 30-40% der Bevölkerung zwischen 16 und 74 Jahren an digitalen Basiskompetenzen. Große Wissenslücken bestehen laut Erhebungen auch bei allgemeinen Grundlagen und beim Thema Sicherheit.

Vor diesem Hintergrund soll eine im Wirkungsbereich des BMF vom Staatssekretär für Digitalisierung und Telekommunikation im Bundesministerium für Finanzen koordinierte, ressortübergreifend umgesetzte "Digitale Kompetenzoffensive für Österreich" dazu beitragen, digitale Basic Skills in der Bevölkerung bzw. in unterschiedlichen Handlungsfeldern (v.a. IKT-Expertinnen und Experten, Bildung, Bürgerinnen und Bürger, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Unternehmen, Öffentliche Verwaltung) anzuheben, Bewusstsein und Wissen zum Thema Sicherheit zu erweitern sowie alters- oder geschlechtsspezifische Besonderheiten für mehr digitale Kompetenzen zu adressieren.

Konkrete Ziele der Digitalen Kompetenzoffensive sind, dass

  • bis 2030 möglichst alle Menschen in Österreich über grundlegende digitale Kompetenzenverfügen,
  • der Anteil der IT-Fachkräfte und besonders der weiblichen IT-Fachkräfte gesteigert,sowie digitale Talente gefördert werden, um dem Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu entsprechen und die Wachstumspotenziale der Digitalisierung bestmöglich nutzen zu können,
  • mit der Einführung eines nationalen Referenzrahmens – wie im Regierungsprogrammgeplant - digitale Fähigkeiten mess- und vergleichbar gemacht werden.

8.2. Stärkung von Mädchen und Frauen in der digitalen Welt und Diversifizierung ihrer Ausbildungsweg

Die Stärkung von Mädchen und Frauen in allen Lebensbereichen gewinnt im digitalen Raum immer mehr an Bedeutung, insbesondere auch in Hinblick auf die Prävention von Cybergewalt. Daher wurde im BKA Frauenressort bereits 2022 ein Förderaufruf "Stärkung von Mädchen und Frauen in der digitalen Welt und Diversifizierung ihrer Ausbildungswege und Berufswahl mit Fokus auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik" in Höhe von 2 Mio. Euro umgesetzt. Die im Rahmen dieses Fördercalls ausgewählten 17 Projekte kommen bis Ende des Jahres 2023 zur Umsetzung. In Bezug auf die Berufswahl ist es wichtig, dass Mädchen und Frauen selbstbewusst und selbstbestimmt genau jenes Lebensmodell wählen können, das ihnen tatsächlich und abseits von Rollenklischees entspricht. Daher liegt ein Schwerpunkt darauf, Mädchen und Frauen im MINT-Bereich zu stärken bzw. sie für MINT zu begeistern.

Die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien rief 2022 "LEA – Let’s empower Austria" ins Leben. LEA ist eine Initiative zur Stärkung und Förderung von Frauen und Mädchen und soll insbesondere über die Arbeit mit Role Models Frauen und Mädchen für die MINT-Branche begeistern. Darüber hinaus sind jährliche Initiativen wie der Girls‘ Day im BKA und die MINT-Girls Challenge 2023, die gemeinsam mit dem BMAW durchgeführt wird, zu nennen.

8.3. Weitere Entbürokratisierung der Schulverwaltung durch digitale Elemente und Prozesse

In vielen Bereichen erfolgt die Verwaltung von Schule sowie, Schülerinnen und Schülern- bereits digital, wie insbesondere durch die Implementierung des Portals Digitale Schule (PoDS). Mit dieser Initiative wird der Zugang zu den behördlichen, organisatorischen und pädagogischen Aufgaben für alle Systempartnerinnen und Systempartner – insbesondere den Schülerinnen und Schülern, Erziehungsberechtigten, Lehrerinnen und Lehrern und dem gesamten Schulmanagement – digital ermöglicht, entbürokratisiert und vereinfacht werden.

Weitere Initiativen in diesem Bereich umfassen etwa die digitale Zustellung und Verfügbarkeit von Zeugnissen.

8.4. Maßnahmen im Bereich Cybergewalt

Die zunehmende Nutzung von sozialen Medien und der Fortschritt der Digitalisierung hat zu einem Anstieg von Cybergewalt geführt, auch in (Ex-)Paarbeziehungen. Diese neue Form der häuslichen Gewalt stellt auch den Beratungsalltag vor neue Herausforderungen. Um schnell auf diesen Bedarf einzugehen, sind Fortbildungen essentiell, damit das notwendige Spezialwissen aufgebaut werden kann und gute, praxisorientierte, sichere Arbeit in den Beratungsstellen gewährleistet ist. Daher hat die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien eine Schulungsinitiative "Cybergewalt in (Ex-) Paarbeziehungen" für Beraterinnen und Berater von gewaltspezifischen Einrichtungen initiiert. Im Frühjahr 2023 wird hierfür ein eigenes Schulungskonzept erarbeitet, auf Basis dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der österreichischen Gewaltschutzzentren und der Frauen- und Mädchenberatungsstellen geschult werden können.

8.5.8-Punkte-Plan der Digitalisierung im Bildungsbereich

Der Aufbau digitaler Kompetenzen bedeutet in einem umfassenden Verständnis das Lernen mit digitalen Medien, das Lernen über digitale Medien und die Schaffung eines Grundverständnisses dafür, wie die digitale Welt funktioniert. Die Basis bildet dafür der von der Bundesregierung initiierte 8-Punkte-Plan zur Digitalisierung der österreichischen Schulen, welcher konsequent fortgesetzt wird.

8.6. Digitale berufliche Aus- und Weiterbildung

Eine nachhaltige Industrieentwicklung sowie der gegenwärtige Fachkräftebedarf regen einen entsprechenden Wandel der Arbeitswelt sowie der Weiterbildungsmaßnahmen an. Daher werden die Qualifizierungsangebote für Unternehmen weiter ausgeweitet, um neue Schlüsselkompetenzen zu umfassen.

Gerade im Bereich der digitalen Kompetenzen wird zwischen IT-Basisqualifizierungen, die auch für Berufsfelder außerhalb des Digital-Bereiches wichtig sind und konkreten Fachkräfteausbildungen in "Digi-Berufen" unterschieden. Dazu gehören beispielsweise Datenbankadministration, IT- Softwareentwicklung, Social-Media Management, Python Programmierer, Konfigurationsmanagement, sowie Lehrausbildungen im IT Bereich.

Im Rahmen der Corona-Joboffensive (Einstiege von Oktober 2020 bis Dezember 2021) wurden ca. 19.200 Personen in Berufen qualifiziert, die in der Kategorie "Elektronik/ Digitale Technologie" erfasst wurden. Wichtigstes Instrument für Fachkräfteausbildung im Digitalbereich ist das Fachkräftestipendium, das eine Vielzahl von Berufen fördert, dazu gehören u.a. Applikationsentwickler.

Mit dem arbeitsmarktpolitischen Stabilitätspaket 2023 setzt das BMAW auch dieses Jahr einen Schwerpunkt auf Ausbildungen im Digitalbereich als zentrales Element der Strategie zum Fachkräfteaufbau.

IT-Basisqualifizierungen sind an das digitale Kompetenzmodell für Österreich, das Fit4Internet entwickelt hat, angelehnt. Da aktuell fast die Hälfte der arbeitslos vorgemerkten Personen lediglich über einen Pflichtschulabschluss verfügen, liegt der Schwerpunkt der Schulungen zwangsläufig auf der Vermittlung basaler Schlüsselqualifikationen und der Aneignung eines Grundniveaus, auf das später bedarfsorientiert aufgebaut werden kann.

8.7. eSports und eGaming

Der Trend zu digital ausgeführten Wettkämpfen ist klar im Steigen. Über 5 Mio. Menschen in Österreich nutzen Videospiele, 1,3 Mio. messen sich in eSport-Wettkämpfen. eGaming und der eSport werden getrennt vom klassischen Sport behandelt, steht somit nicht in Konkurrenz zueinander und ist politisch, wie alle anderen ressortübergreifenden Digitalisierungs-Themen, dem Staatssekretär für Digitalisierung und Telekommunikation unterzuordnen. Eine Förderstruktur soll bis 2024 etabliert werden, um Vereine und Veranstaltungen zu unterstützen. Die eSport-Szene in Österreich soll so viel Struktur wie notwendig ermöglicht werden, um eine florierende und sichere Szene in Österreich zu ermöglichen.

8.8. Future Digital Leaders Academy

Der Vision, Österreich zu einem Vorreiter der Digitalisierung zu machen, folgend, soll eine Future Digital Leaders Academy aufgebaut werden. Künftige Vordenker und Führungskräfte aus der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung sollen für die Chancen der Digitalisierung und für innovative Technologien begeistert werden.

Es sollen ihnen die dafür notwendigen digitalen Kompetenzen vermittelt werden und es soll weiters die Basis für ein wechselseitiges Netzwerk - allen voran zwischen Wirtschaft und Verwaltung - geschaffen werden. Das Programm, welches auf mehrere Module aufgeteilt ist, soll sich jedes Jahr einem speziellen Schwerpunkt-Thema widmen.

Der Teilnehmerkreis soll neben Führungspersönlichkeiten der öffentlichen Verwaltung, hochrangigen Führungskräfte und Executives der Wirtschaft, des Medien - wie auch des Wissenschaftsbereichs umfassen. Das Programm soll aus mehreren Modulen bestehen mit dem Fokus auf Digitalisierung und Leadership. Ein Modul soll im Ausland stattfinden um das Mind-set auch zu vergrößern. Bei der Umsetzung ist eine enge Kooperation mit der Wirtschaft sicherzustellen.